Anarchistische 1. Mai Demonstration 2018 wieder in Dortmund!

Nachdem es 2015 eine erfolgreiche anarchistische Demonstration zum 1. Mai mit 300 Teilnehmer*innen gab. Nehmen wir uns dieses Jahr unter dem Motto: „Irgendwie – Irgendwo – Irgendwann – für eine Welt ohne Lohnarbeit! Arbeitsreche fallen nicht vom Himmel, sie werden erkämpft!“ mit einer eigenen Demo wieder die Straßen Dortmunds! Haltet unsere Webseite im Auge nach und nach werden weitere Informationen folgen.

Es folgt der Aufruf für dieses Jahr:

Lohnarbeit ist eine Zumutung!
Auch wenn wir gegenüber unseren Vorgesetzten und Kolleg*innen meist betonen müssen, dass wir zu unserem Job stehen und wie sehr er zu unserer „Selbstverwirklichung“ beiträgt – insgeheim ist uns allen klar, dass arbeiten gehen unter den herrschenden Bedingungen eine Zumutung ist. Arbeit ruiniert unsere Bandscheiben und unsere Nerven; sie treibt uns in Burnout und Depression. Dennoch ist unser ganzes Leben auf die Arbeit ausgerichtet. Wir müssen unsere Interessen, Hobbys, sogar unsere Kindererziehung, unsere sozialen Beziehungen, die Fürsorge für Angehörige hinten anstellen. Und das heißt noch lange nicht, dass wir dann wenigstens genug zum Leben hätten: Wie viele Menschen haben zwei oder mehr Jobs und kommen kaum über die Runden? Wer nicht arbeiten kann oder will wird vom Jobcenter sanktioniert, vom sozialen Umfeld abgewertet und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Diejenigen unter uns, die sich für ihre Berufe entschieden haben, um „Menschen zu helfen“ oder „etwas Sinnvolles“ zu tun, mussten bald feststellen, dass die betreffenden Institutionen ganz anderen Zwecken dienen und dass sich ihre menschlichen Absichten oftmals nur gegen diese verwirklichen lassen. So möchten beispielsweise Sozialarbeiter*innen eigentlich Menschen dabei unterstützen, ein selbstverantwortliches Leben zu führen, werden aber gezwungen, die ihnen Anvertrauten für den Arbeitsmarkt verwertbar zu machen.

Das dies alles so ist, liegt weder am Zufall noch am miesen Charakter unserer Arbeitgeber*innen, sondern schlicht daran, dass in der bestehenden Gesellschaft der Zweck der Produktion die Erwirtschaftung von Profit ist und nicht die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Die staatlichen Institutionen stehen dabei nicht im Gegensatz zur gewinnorientierten Privatwirtschaft; sie sind alle auf die eine oder andere Art damit betraut, den Unternehmen ein günstiges Umfeld für ihre Geschäfte zu schaffen oder zu erhalten.

DGB-Gewerkschaften und Parteien werden uns nicht retten!
Der erste Mai ist vor allem ein Tag der Selbstbeweihräucherung der DGB-Gewerkschaften geworden, an dem Bratwurstessen und langweilige Festreden Tradition haben. Von solchen „Interessenvertreter*innen“ haben wir nichts zu erwarten! Alle ein bis zwei Jahre handeln sie eine magere Lohnerhöhung heraus, die kaum die Inflationsrate deckt und sie feilschen um eine Altersvorsorge, die gerade mal so hoch wie der Hartz4-Satz ist. Bei ihren Streiks und Protestaktionen ist für uns lediglich die Rolle von Statist*innen vorgesehen, die brav das machen, was ihnen von irgendwelchen Funktionär*innen gesagt wird. Die wesentliche Aufgabe der reformistischen Gewerkschaften besteht darin, die Wut der Lohnabhängigen zu kanalisieren und sie von selbstständigen und möglicherweise unkontrollierbaren Handlungen abzuhalten. Nicht zufällig demonstrieren sie zusammen mit der Polizei, die anderntags unsere Genoss*innen verprügelt, wenn sie den Faschisten den Weg versperren. Die DGB-Gewerkschaften sichern als treue Partner*innen des Kapitals den „sozialen Frieden“ am Standort Deutschland, den die Unternehmen brauchen, um auf dem Weltmarkt erfolgreich zu sein.
Auch auf linke Parteien sollten wir keine Hoffnung setzen. Was immer sie auch in ihren „fortschrittlichen“ Programmen versprechen (meist ohnehin nicht viel!), sie erwarten von uns, dass wir in der Passivität und Vereinzelung der Wähler*innen verbleiben, sodass ihre Politik von vornherein auf das Gegenteil von Freiheit hinausläuft.

Den Kampf selbst in die Hand nehmen!
Der einzige Weg aus der Misere besteht darin, dass wir auf alle Stellvertreter*innen pfeifen und uns selbst, zusammen mit anderen Lohnabhängigen, für unsere Interessen einsetzen. Wir müssen uns mit Menschen aus anderen Ländern verbünden und Kämpfe gemeinsam führen, anstatt uns gemäß der Logik der Standorte gegeneinander ausspielen zu lassen.
Das von der Menschheit angehäufte Wissen und ihre technischen Hilfsmittel haben ein Niveau erreicht, welches längst für alle Menschen weltweit ein gutes Leben ermöglichen würde. Dafür müssten jedoch die Produktionsmittel den Händen der Eigentümer*innen entrissen und gründlich umgestaltet werden, sodass sie endlich menschlichen Zwecken dienen können. Dieser Plan ist ohne einen radikalen Bruch mit der kapitalistischen Eigentumsordnung und den diese beschützenden Staatsapparaten nicht zu verwirklichen.

Die revolutionäre Arbeiter*innenbewegung hatte sich einst dieses Ziel gesetzt. Bei all ihren Fehlern und trotz ihrer vernichtenden Niederlagen steht sie für den Traum einer von Zwang und Ausbeutung befreiten Menschheit. Der 1. Mai war ihr internationaler Kampf- und Feiertag. Darum wollen auch wir an diesem Tag auf die Straße gehen und die Idee einer herrschaftsfreien Gesellschaft propagieren. Heute existiert eine Bewegung, die sich diesem Ziel verpflichtet sieht, allenfalls in winzigen und unzulänglichen Keimformen. Es erscheint uns daher angemessen, an die Tradition unserer Schwestern und Brüder aus einer anderen Zeit anzuknüpfen, auch wenn wir wissen, dass ein neuer Anlauf der Befreiung langfristig neue Formen und seine eigene Poesie entwickeln muss, um erfolgreich zu sein.

Wir laden alle herzlich ein, unseren Kampf mit zu führen, gemeinsam zu streiken und solidarisch zu streiten, zu besetzen, zu sabotieren und zu kollektivieren und uns gegenseitig zu helfen. Dann werden wir irgendwie, irgendwo, irgendwann eine Gesellschaft erreichen in der wir ohne Angst und Zwang Leben, Lieben und lernen können.